2. Lesen Sie den Text aus der Übung 1 noch einmal und erzählen Sie ihn deutsch nach.
3. Lesen Sie den Text nach. Übersetzen Sie schriftlich drei erste Absätze
SIBIRIEN
(nach I.N. Suslov)
Sibirien ist größer als der fünfte Kontinent Australien. Alle Staaten Westeuropas lassen sich bequem in der Hälfte des sibirischen Raumes unterbringen. Wenn im Fernen Osten die Mitternachtstunde schlägt, ist es in Westsibirien erst fünf Uhr nachmittags. Und auch die Jahreszeiten vertragen sich in diesem gewaltigen Land: der Norden friert unter einer Eisdecke, während in den südlichen Steppengebieten die Bäume blühen und auf den Feldern die Saaten sprießen.
Drei Ströme, die zu den größten in der Welt zählen, - der Ob, der Jenissej, die Lena – tragen ihre Wassermassen durch ganz Sibirien zum Nördlichen Eismeer. Sibiriens Flüsse liefern 80 Prozent aller Wasserkraftreserven des Russlands. Der Jenissej, der mächtigste unter ihnen, ergießt jährlich 548 Kubikkilometer Wasser in das Weltmeer.
Sibiriens Norden, die Eismeerküste, ist in ihrer ganzen Ausdehnung den größten Teil des Jahres zugefroren. Vom Stillen Ozean wird sie durch hohe Berge getrennt, der Atlantik ist aber so weit, daß sich sein mildernder Einfluß kaum auswirkt. Daher herrscht in Sibirien ein trockenes, ungemein rauhes Klima. Im Nordosten, in den von Bergen umschlossenen Niederungen, fällt das Thermometer bis auf minus 71 Grad. Hier befinden sich die Kältepole der nördlichen Hemisphäre. Dagegen erfreut sich Südsibirien eines warmen, sonnigen, wenn auch kurzen Sommers. Die Temperatur steigt bis auf 35-40 Grad Wärme. Der Anbau vieler landwirtschaftlicher Nutzpflanzen wird dadurch in beträchtlich höheren nördlichen Breiten möglich, als es sonst in der Welt üblich ist.
Sibirien ist zum großen Teil von Hochwald, so genannter Taiga, bedeckt. Im Norden schließt sich ein schmaler Streifen Waldtundra und Tundra an. Im Süden macht die Taiga allmählich Steppen Platz, die sich im Westen Sibiriens als riesiges Massiv breiten, während sie im Osten als Inseln eingesprenkelt sind. Im Süden, Südosten und Osten erheben sich weite Gebirgssysteme und Hochebenen.
Sibirien ist ungewöhnlich reich an Natur- und Bodenschätzen. Seine Steinkohlenlager bergen rund 7 Trillionen Tonnen. Hier gibt es gewaltige Eisenerzvorkommen. Die sibirischen Fundstätten von Diamanten zählen zu den produktivsten der Welt. In Sibirien befinden sich Vorkommen an Bunt- und seltenen Metallen, Polimetallen, Gold, Glimmer und chemischen Grundstoffen.
Sibirien, einst ein rückständiges, wirtschaftlich schwach erschlossenes Randgebiet des Zarenreiches, das als Verbannungsort diente und beim Volk als Inbegriff von Leid und Rechtlosigkeit verschrien war, hat in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine grundlegende Umwandlung erfahren. Sibirien von heute bedeutet: hochentwickelte Industrie und Landwirtschaft. Was wird hier nicht alles erzeugt und gewonnen – Kohle, Metall, Holz, Maschinen, Getreide. Die sibirischen Industrieerzeugnisse sind innerhalb des Russlands und im Ausland mit Recht als vorzüglich geschätzt.
Das Territorium Sibiriens wird von verschiedenen alteingesessenen Völkern besiedelt. Im Norden sind das die Jakuten (313 000 Menschen), im Uralgebiet an der Küste des Nordpolarmeers die Nenzen (etwa 29 000), im Baikalgebiet und jenseit des Baikal die Burjaten (206 000), in der Tajga bis ans Nordpolarmeer hinauf die Nanajer (etwa 10 000) und Ultschen (etwa 3 000) und in Westsibirien Tataren (44 000), Mansen (etwa 8 000) und Chanten (21 000).
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