war's in den giebeligen Gassen (der Giebel фронтон; островерхая двускатная крыша), und manchmal fiel eine Art von weichem Hagel, nicht Eis, nicht Schnee



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Nemetskiy yazyk s Tomasom Mannom Tonio Kryoger (3)

1 Lisaweta amüsierte sich.
2 «Das ist gut, Tonio Kröger. Das mit dem 'unanständigen Kribbeln' ist gut. Und er hat ja gewissermaßen Recht, denn mit dem Arbeiten ist es wirklich nicht sonderlich bestellt im Frühling. Aber nun geben Sie Acht. Nun mache ich trotzdem noch diese kleine Sache hier, diese kleine Pointe und Wirkung, wie Adalbert sagen würde. Nachher gehen wir in den 'Salon' und trinken Tee, und Sie sprechen sich aus: denn das sehe ich genau, dass Sie heute geladen sind. Bis dahin gruppieren Sie sich wohl irgendwo, zum Beispiel auf der Kiste da, wenn Sie nicht für Ihre Patrizier-Gewänder fürchten...»
3 «Ach, lassen Sie mich mit meinen Gewändern in Ruh, Lisaweta Iwanowna! Wünschten Sie, dass ich in einer zerrissenen Sammetjacke oder einer rotseidenen Weste umherliefe? Man ist als Künstler innerlich immer Abenteurer genug. Äußerlich soll man sich gut anziehen, zum Teufel, und sich benehmen wie ein anständiger Mensch... Nein, geladen bin ich nicht», sagte er und sah zu, wie sie auf der Palette eine Mischung bereitete. «Sie hören ja, dass es nur ein Problem und Gegensatz ist, was mir im Sinne liegt und mich bei der Arbeit störte... Ja, wovon sprachen wir eben? Von Adalbert, dem Novellisten, und was für ein stolzer und fester Mann er ist. 'Der Frühling ist die gräßlichste Jahreszeit', sagte er und ging ins Café. Denn man muss wissen, was man will, nicht wahr? Sehen Sie, auch mich macht der Frühling nervös, auch mich setzt die holde Trivialität der Erinnerungen und Empfindungen, die er erweckt, in Verwirrung; nur, dass ich es nicht über mich gewinne, ihn dafür zu schelten und zu verachten; denn die Sache ist die, dass ich mich vor ihm schäme, mich schäme vor seiner reinen Natürlichkeit und seiner siegenden Jugend. Und ich weiß nicht, ob ich Adalbert beneiden oder geringschätzen soll, dafür, dass er nichts davon weiß...


1 «Man arbeitet schlecht im Frühling, gewiss, und warum? Weil man empfindet (потому что чувствуешь, воспринимаешь). Und weil der ein Stümper (дилетант; Stümper – плохой работник, халтурщик; дилетант) ist, der glaubt, der Schaffende dürfe empfinden (что творящему = творцу можно, позволительно чувствовать). Jeder echte und aufrichtige (искренний, прямой, честный) Künstler lächelt über die Naivität dieses Pfuscher-Irrtums (der Pfuscher – плохой работник, халтурщик; pfuschen – халтурить, вмешиваться в чужие дела; der Irrtum – заблуждение), melancholisch vielleicht, aber er lächelt. Denn das, was man sagt, darf ja niemals die Hauptsache sein, sondern nur das an und für sich gleichgültige Material (сам по себе безразличный материал), aus dem das ästhetische Gebilde (из которого эстетическую картину: «образование, структуру») in spielender und gelassener Überlegenheit (в играющем и спокойном превосходстве = с играющим и спокойным превосходством) zusammenzusetzen ist (нужно сложить, составить). Liegt Ihnen zu viel an dem, was Sie zu sagen haben (если Вас слишком затрагивает, если вам очень важно то, что вы хотите, что вам нужно сказать), schlägt Ihr Herz zu warm dafür, so können Sie eines vollständigen Fiaskos sicher sein (можете быть уверены в полном провале). Sie werden pathetisch, Sie werden sentimental, etwas Schwerfälliges, Täppisch-Ernstes (täppisch – неуклюжий, неловкий), Unbeherrschtes (неуправляемое = нестройное; beherrschen – владеть, управлять), Unironisches, Ungewürztes (пресное: «не приправленное»; würzen – приправлять, сдабривать; das Gewürz – пряность; die Gewürze – приправы), Langweiliges, Banales entsteht unter Ihren Händen, und nichts als Gleichgültigkeit bei den Leuten, nichts als Enttäuschung und Jammer (der Jammer – плач, вопли; беда, горе) bei Ihnen selbst ist das Ende... Denn so ist es ja, Lisaweta: Das Gefühl, das warme, herzliche Gefühl ist immer banal und unbrauchbar (бесполезно, неприменимо), und künstlerisch sind bloß die Gereiztheiten (а художественны лишь раздражения /чувств, нервов/) und kalten Ekstasen unseres verdorbenen (испорченной), unseres artistischen Nervensystems. Es ist nötig, dass man irgend etwas Außermenschliches und Unmenschliches sei (нужно обладать какой-то внечеловеческой, нечеловеческой природой), dass man zum Menschlichen in einem seltsam fernen und unbeteiligten Verhältnis stehe (так чтобы стоять по отношению к человеческому в странно удаленном и безучастном состоянии), um imstande und überhaupt versucht zu sein (чтобы быть в состоянии, да и вообще даже просто захотеть: «быть искушаемым»), es zu spielen (его /это человеческое/ сыграть), damit zu spielen, es wirksam und geschmackvoll darzustellen (действенно /чтобы могло воздействовать/ и со вкусом представить = воплотить; wirken – действовать, воздействовать, влиять). Die Begabung für Stil, Form und Ausdruck setzt bereits dies kühle und wählerische Verhältnis zum Menschlichen, ja, eine gewisse menschliche Verarmung und Verödung voraus (voraussetzen – предполагать /что-то в чем-то/, служить предпосылкой; die Verarmung – обеднение; die Verödung – опустошение, опустошенность; öde – пустынный, необитаемый). Denn das gesunde und starke Gefühl, dabei bleibt es (и ничего тут не поделаешь: «при этом и останется»), hat keinen Geschmack. Es ist aus (кончено) mit dem Künstler, sobald er Mensch wird und zu empfinden beginnt.
2 Das wusste Adalbert, und darum begab er sich ins Café, in die 'entrückte Sphäre', jawohl!»


1 «Man arbeitet schlecht im Frühling, gewiss, und warum? Weil man empfindet. Und weil der ein Stümper ist, der glaubt, der Schaffende dürfe empfinden. Jeder echte und aufrichtige Künstler lächelt über die Naivität dieses Pfuscher-Irrtums, melancholisch vielleicht, aber er lächelt. Denn das, was man sagt, darf ja niemals die Hauptsache sein, sondern nur das an und für sich gleichgültige Material, aus dem das ästhetische Gebilde in spielender und gelassener Überlegenheit zusammenzusetzen ist. Liegt Ihnen zu viel an dem, was Sie zu sagen haben, schlägt Ihr Herz zu warm dafür, so können Sie eines vollständigen Fiaskos sicher sein. Sie werden pathetisch, Sie werden sentimental, etwas Schwerfälliges, Täppisch-Ernstes, Unbeherrschtes, Unironisches, Ungewürztes, Langweiliges, Banales entsteht unter Ihren Händen, und nichts als Gleichgültigkeit bei den Leuten, nichts als Enttäuschung und Jammer bei Ihnen selbst ist das Ende... Denn so ist es ja, Lisaweta: Das Gefühl, das warme, herzliche Gefühl ist immer banal und unbrauchbar, und künstlerisch sind bloß die Gereiztheiten und kalten Ekstasen unseres verdorbenen, unseres artistischen Nervensystems. Es ist nötig, dass man irgend etwas Außermenschliches und Unmenschliches sei, dass man zum Menschlichen in einem seltsam fernen und unbeteiligten Verhältnis stehe, um imstande und überhaupt versucht zu sein, es zu spielen, damit zu spielen, es wirksam und geschmackvoll darzustellen. Die Begabung für Stil, Form und Ausdruck setzt bereits dies kühle und wählerische Verhältnis zum Menschlichen, ja, eine gewisse menschliche Verarmung und Verödung voraus. Denn das gesunde und starke Gefühl, dabei bleibt es, hat keinen Geschmack. Es ist aus mit dem Künstler, sobald er Mensch wird und zu empfinden beginnt.


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